Branko Kreinz von ehem. HfH dankt für Ihre Unterstützung

NW - 6.8.2020 - Teil 1

Mit fünf schulpflichtigen Töchtern durch die Corona-Krise
Rita M. (Name geändert) möchte unerkannt bleiben, weil sie vor ihrem Ex-Mann ins Frauenhaus flüchtete. Die alleinerziehende Mutter macht sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Töchter. Sie hat Angst, dass diese in der Schule nicht mithalten können. Foto: N. Gottwald

Herford. Homeschooling, digitales Lernen und wenig direkter Kontakt zwischen Schülern und Lehrern: Das vergangene Schulhalbjahr war wohl für alle Familien mit schulpflichtigen Kindern eine echte Herausforderung. Doch für Rita M. (Name von der Redaktion geändert) hatten Lockdown und Corona-Schutzbestimmungen echte Zukunftsängste zur Folge. „Ich habe Sorgen, dass meine Kinder in der Schule völlig abgehängt werden“, sagt die alleinerziehende Mutter von fünf Töchtern – 6, 8, 11, 14 und 16 Jahre alt.

In einer kleinen Wohnung in der Nordstadt leben die sechs Frauen. Das Geld für die Wohnung kommt vom Jobcenter. Mit dem Nötigsten ausgestattet wurde die Familie von der Initiative „Herforder für Herford“. „Branko Kreinz hat uns eine Waschmaschine, einen Fernseher, Fahrräder für die Kinder und die ganze Küche organisiert“, erzählt Rita M. im Gespräch mit derNW.

Virus verschärft die Situation

Doch die Initiative sei ja jetzt aufgelöst worden.Und das Geld, was sie monatlich zur Verfügung habe, reiche eben nur für das Notwendigste. „Ich weiß beim besten Willen nicht, wie meine Kinder gut lernen sollen“, sagt die 41-Jährige. Einen Computer oder Laptop hat die Familie nicht zur Verfügung. Nur die älteren beiden Töchter (16 und 14 Jahre) haben Handys. „Darüber haben sie versucht, im letzten Schuljahr als die Schulen geschlossen waren, alles zu erledigen“, erzählt die Mutter. Doch langfristig sei ein Handy einfach nicht das Richtige, denn man brauche einfach eine Tastatur.

Vor vier Jahren war Rita M. mit ihren Kindern von Aachen nach Herford gekommen – zunächst ins Frauenhaus, da sie von ihrem Ex-Mann und dessen Familie bedroht und unter Druck gesetzt wurde. „Das war Zufall, dass wir nach Herford kamen“, sagt sie. „Es war nicht einfach, einen Platz für eine Mutter mit fünf Kindern im Frauenhaus zu finden. In Aachen war ich sogar zuerst noch in einer Flüchtlingsunterkunft. Aber hier habe ich dann einen Platz bekommen. Zuvor hatte ich von Herford noch nie etwas gehört.“ Mittlerweile lebt Rita M. seit über zwei Jahren mit ihren Töchtern in der eigenen kleinen Wohnung. „Wir hatten anfangs wirklich viel Hilfe, auch von Herforder für Herford. Aber dann fiel das weg und dann kam auch noch Corona.“

Bei den Schulaufgaben helfen kann Rita M. ihren Töchtern kaum. „Ich bin nicht so gut in Deutsch“, sagt sie. „Ich sage nur immer: Ihr braucht Euch um nichts kümmern. Einkaufen, putzen, kochen – das mache alles ich. Ihr braucht nur ordentlich zu lernen.“ Denn dass ihre Töchter einen guten Schulabschluss und später eine gute Ausbildung bekommen, ist der Mutter wichtig. „Nur so können sie ein anderes Leben erreichen, als ich es habe.“

Mindestens ein PC für Online-Unterricht

Am 13. August ist nun auch für die kleinste Tochter die Einschulung. „Ich weiß noch gar nicht, wie das alles werden soll. Ich brauche erst einmal vernünftige Kleidung für meine Töchter, damit ich sie auch in die Schule schicken kann. Schulsachen muss ich auch kaufen und wenn es noch einmal Online-Unterricht gibt, wäre mindestens ein Computer wichtig, damit die Kinder auch wirklich gut lernen können.“

Auch für solche Familien wie die von Rita M. hatte der Herforder Stadtrat vor der Sommerpause massiven Handlungsbedarf wegen Corona gesehen und am 6. Junibeschlossen, dass 2.000 Laptops für insgesamt rund zwei Millionen Euro angeschafft werden sollen. Davon hat Rita M. allerdings noch nichts gehört. Aus der Schulabteilung der Verwaltung war zu erfahren, dass die 2.000 Laptops und Tablets bestellt seien und dass man mit einer baldigen Lieferung rechne. Und weiter heißt es: „Die Elternabfrage zur Bedarfserklärung ist in den meisten Fällen bereits erfolgt. Berücksichtigt werden Familien, die Transferleistungen beziehen.“ Die Verteilung übernehme die Schule, heißt es weiter. Auf drei verschiedene Schulen in Herford gehen die Kinder von Rita M.. Bei ihr sei allerdings noch kein Bedarf abgefragt worden.

„Ganz alleine schaffen wir das einfach nicht“

Geplant war, dass die mobilen Computer gegen Unterschrift und eine Erklärung, sie pfleglich zu behandeln, an die Kinder und Jugendlichen ausgegeben werden. „Sollte das wirklich zum neuen Schuljahr klappen, wäre das eine große Erleichterung – vor allem wenn es noch einmal zu eingeschränktem Unterricht kommen sollte“, sagt Rita M.. „Ich hoffe wirklich, dass wir Hilfe bekommen, denn neben der Gesundheit ist für meine Kinder eine gute Bildung das Allerwichtigste. Und ganz alleine schaffen wir das leider nicht.“